Meine musikalische Laufbahn begann, abgesehen vom damals üblichen Blockflötenunterricht, im Jahr 1982 mit einer E-Orgel - einer Yamaha B75N. Nach knapp fünf Jahren zuletzt eher lustlosen Spielens erwarb ich meinen ersten Synthesizer (einen Korg DW-6000) und die große Leidenschaft begann...
In den folgenden Jahren hat sich dann ein ganz brauchbares MIDI-Studio angesammelt. Der erste, aus heutiger Sicht vielleicht nicht leicht nachvollziehbare Schritt war der Erwerb eines Kawai K1, für dessen Finanzierung ich den DW-6000 verkaufen musste (von schönen Analogfiltern zu gar keinen Filtern ...). Das damals so tolle am K1 war neben der klanglichen Vielseitigkeit vor allem die Multitimbralität, die es mir in Kombination mit einer Sequenzersoftware auf meinem C64 erlaubte meine musikalischen Ideen passend zu arrangieren - auch ohne einen der für mich damals unerschwinglichen Vierspurrekorder. Im Jahr 1990 erwarb ich meinen ersten PC und dazu Cakewalk 4.0 für DOS. Anders als die C64 Software war dieser Sequencer nicht Pattern- sondern Spur-orientiert. Das kam meiner Art von Musik sehr entgegen.
Ein merklicher Gewinn war 1991 der Erwerb des Ensoniq SQ-R Rack Synthesizers, weil mir dadurch eine entschieden größere Palette an Klängen zur Verfügung stand, einschließlich deutlich realistischerer Akustik-Drums, aber auch viele phantastische "echte" Synthesizer-Sounds. Wie schon bei DW-6000 und K1 habe ich sehr viele Klänge selber gebastelt und dabei viel über Klangsynthese gelernt. Der SQ-R Kauf war auch mein erster Kontakt zum legendären Synthesizerstudio Bonn. Fortan war ich immer mal wieder alleine oder gemeinsam mit musikalischen Weggefährten dort, lag es doch in erreichbarer Nähe zu meinem Heimatort. Ich genoss die besondere Atmosphäre und konnte verschiedenste Synthesizer ausgiebig antesten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die damals dieses wunderbare Refugium für Synthesizer-Enthusiasten geprägt haben. In den Folgejahren erwarb ich dort diverse weitere Geräte, u.a. ein E-MU Proformance Piano Modul, einen Tascam DA-20 DAT Recorder und 1996 meinen bis zum heutigen Tage treue Dienste leistenden Mackie LM-3204 Rack Mixer.
Bis zu diesem Zeitpunkt war der K1 mein einziges MIDI Keyboard. Immerhin anschlagdynamisch und mit Aftertouch, aber alles andere als "klavierig". Also erwarb ich 1992 ein Doepfer LMK3+ als Bausatz, lötete die Elektronik zusammen und entwarf und baute ein meinen Wünschen entsprechendes Gehäuse dafür. Auch wenn mittlerweile ein paar Tastenkontakte gelegentlich etwas rumzicken, nutze ich dieses tolle Hammermechanik-Masterkeyboard auch nach 30 Jahren nach wie vor als meine Haupttastatur. Eine kleine Anekdote in dem Zusammenhang: Damals gab es Doepfer Geräte nicht im Laden zu kaufen, sondern nur direkt zu bestellen. Daher hatte Doepfer ein Netzwerk von "Vorführkunden" aufgebaut, bei denen Interessierte in ihrer Nähe Geräte antesten konnten. Ich kontaktierte den einzigen solchen LMK3 Besitzer in Aachen und besuchte ihn. Neben der (erfolgreichen) Vorführung des Masterkeyboards kamen wir auch darauf zu sprechen, dass ich ein 19" Rack suchte und er eines zu verkaufen hatte. Da steckte aber noch ein Oberheim Matrix 6R drin, den er ebenfalls verkaufen wollte, und er gab mir das dann schon abgekaufte Rack samt Matrix 6 vertrauensvoll mit, auf dass ich den Matrix in Ruhe zu Hause ausprobieren konnte. Statt den Matrix zurückzubringen habe ich kurz darauf gerne die als potentieller Kaufpreis vereinbarten 800,-DM überwiesen - ein aus heutiger Sicht durchaus günstiger Preis für diesen schönen, wenn auch knopflosen Analogsynth.
Die vielleicht bedeutendste Ergänzung meines Instrumentariums kam 1995 - ein Roland TD-7 E-Drum System, den Vorläufer der heutigen V-Drums. Die Möglichkeit, Schlagzeug-Spuren mit echten Stöcken einzuspielen hat, so denke ich, deutlichen Einfluss auf meine Musik. Schon lange hatte ich den Wunsch Schlagzeug zu spielen und ließ keine Gelegenheit aus, das auch zu tun, sei es im Proberaum der Band Ramblin' Pony, bei der ich gelegentlich "Aushilfskeyboarder" war und bei der mein leider viel zu früh verstorbener Freund Ralf Wensorra Schlagzeug spielte, oder bei meinem Musikfreund Jojo im Keller. Jojo war es auch, der meine Eltern beraten hat als sie mir das TD-7 Kit zum Studienabschluss geschenkt haben. Was für eine Hammer-Überraschung - nochmals vielen Dank dafür! Etliche Jahre später aktualisierte ich dieses Drum-System mit Mesh-Head Snare und Kick, spezifischen Ride und HiHat Pads und vor allem mit einem neuen "Brain", dem TD-20 inklusive TDW-20 Erweiterung. Das Drum Rack und alle originalen Pads von 1995 habe ich immer noch im Einsatz.
Der für lange Zeit letzte echte Neuzugang an Hardwaresynthesizern war 1999 der Kawai K5000R - ein immer wieder beeindruckendes, wenn auch durchaus herausfordernd zu programmierendes Instrument. Wobei, einen weiteren Neuzugang gab es in dieser Zeit noch: Das in Zusammenarbeit mit zwei Freunden und Kollegen vom Akustik-Institut entwickelte DSP-System, von dem ich für zwei Exemplare privat die ganzen Bauteile erworben und in langen Löt- und Schraub-Sessions zusammengebaut habe. Zunächst war das aber noch kein Synthesizer sondern nur Hardware. Zum Synthesizer wurde es erst in endlosen Assembler-Programmier-Nächten - und bereitet mir seit der Fertigstellung 2001 in dieser Form viel Spaß und liefert mit seiner Kombination aus FM, AM, Filtern, komplexen Modulationsmöglichkeiten und internen Delay- und Modulationseffekten immer wieder schöne und eigenständige Klänge. Auch sonst hat sich dieses extrem zeitaufwändige Hobbyprojekt mehr als gelohnt, war es doch ein Stück weit meine Eintrittskarte zu meinem 2001 angetretenen Traumjob, der mir auch nach 20 Jahren immer noch riesig Spaß macht.
Im Jahr 2000 bin ich von Cakewalk (dann mittlerweile die 6.0 Version für Windows) auf Logic als Hauptsoftware gewechselt, und zwei Jahre danach habe ich den Schritt vom PC zum Mac gemacht (was beides in Zusammenhang mit dem oben erwähnten Traumjob steht...). Ich bin sehr froh, schlussendlich zu der Kombination Logic/Mac gekommen zu sein.
Anfang 2006 habe ich wieder in einen Hardwaresynth "investiert" und einen gebrauchten Korg DW-8000 erworben - ursprünglich mehr aus Nostalgie, denn schließlich war das Mitte der 80er zum Zeitpunkt des DW-6000-Kaufs das finanziell unerreichbare Traumgerät für mich. Aber wie ich schon bald merkte und auch heute immer wieder feststellen darf: der DW-8000 ist immer noch ein tolles Instrument - warm, musikalisch und durchaus vielseitig.
Es folgte eine längere Phase mit erfolgreich unterdrücktem "Gear Acquisition Syndrome", aber eine größere Investition - nämlich die in ein neues Haus - schuf Platz für einen neuen, größeren Musikraum, in dem nun auch wieder Spielraum für neues Spielzeug war. Und vor allem ist der neue Raum viel wohnlicher und einladender, einschließlich Fußbodenheizung. Und so kam es, dass ich mich viel häufiger als früher zum einfach nur "Klavier" spielen dorthin begab. Dafür jedesmal den Rechner zu starten wurde mir mit der Zeit zu aufwändig, aber das alte E-MU Pianomodul machte auch nicht mehr so richtig Freude. Erst überlegte ich ein Stage Piano zu kaufen und mein geliebtes Selbstbau-LMK3+ zu ersetzen, aber nach etwas Recherche stieß ich auf das GEM RP-X Piano Modul, das mit seiner Kombination von Samples und Modelling für meinen Geschmack sehr angenehm klingt und gut spielbar ist. In Kombination mit dem Masterkeyboard und der Syrincs M3 220 Abhöre ist dies nun mein fast täglich gespieltes "Klavier".
Nachdem ich mich intensiv mit der MPE Unterstützung in Logics Software Synths auseinandergesetzt hatte kaufte ich 2015 einen passenden MPE Controller: das phantastische LinnStrument von Roger Linn, der nicht nur ein wichtiger Entwickler und Erfinder von Musikinstrumenten ist, sondern, wie ich persönlich erfahren durfte, auch ein ganz wundervoller Mensch. Leider habe ich bislang immer noch nicht genügend Zeit in das Üben dieses Instrumentes gesteckt, um es auch wirklich voll nutzen zu können.
Für die rasche Soundanpassung in meinen diversen Klangerzeugern hatte ich mir schon vor einer Weile einen Kenton Control Freak Live zugelegt, der gerade zusammen mit dem DW-8000 wirklich klasse ist. 2016 war dann aber der Wunsch nach einem Analogsynthesizer mit echten direkt eingebauten Drehknöpfen doch zu groß, zumal die Auswahl an neuen Hardwaresynthesizern stetig größer und reizvoller wurde. Der Sequential Prophet 6 war gerade vorgestellt worden, am Ende entschied ich mich aber doch für den schon länger erhältlichen Prophet '08 PE - die Klangerzeugung war noch etwas flexibler, und die 5-Oktaven-Tastatur für meine Anwendung geeigneter und die flachere Bauweise erlaubten das Gerät als MIDI Keyboard direkt vor dem iMac zu platzieren und bei Bedarf unter die den Rechner tragende Fläche zu schieben.
Im Jahr 2016 war es auch dass ich ein DIY Projekt aus früheren Zeiten wieder aufleben ließ - ein Synthesizer auf Basis des SID Chips aus dem Commodore C64. Kurz bevor ich 2000 von Aachen nach Norddeutschland zog war ich in Aachen bei einem Elektronikschrott-Recycler und konnte dort vier SID Chips aus alten C64 ergattern. Damals hatte ich eine Platine für zwei SID Chips entwickelt und begonnen die Chips über den Microcontroller auf der Prototyp-Platine für das DSP-System anzusteuern. Witzigerweise war das genau in der Zeit als ein gewisser Daniel Hansson aus Schweden dabei war die SidStation zu Entwickeln - das erste Gerät der nun sehr erfolgreichen Firma Elektron. Damals war ich mit Daniel auch in direktem Kontakt, hatte mein eigenes kleines Projekt aber aus Zeitgründen bald darauf zunächst eingestellt. Der neue Anlauf basierte nun auf einem Teensy Mini-Computer, den ich auf einem Breadboard mit dem SID verband. Später nahm ich die Platine aus dem ersten Versuch wieder in Betrieb. Bei Recherchen nach anderen SID DYI Projekten im Netz stieß ich dann auf die kleine und sehr sympathische Firma Twisted Electrons aus Frankreich, die gerade die erste Version ihres SID basierten therapsid herausgebracht hatten. Da wollte ich gleich zuschlagen und so ein Gerät erwerben, aber leider war die aktuelle Charge schon vergriffen und bei meiner Vorbestellung für die nächste Charge lief etwa schief - mit dem positiven Resultat dass ich nun, seit Ende 2019, einen TherapSid MKII mein eigen nenne den ich mit zwei der alten Chips bestückt habe und der mir schon viel Spaß bereitet hat.
Anfang 2021 habe ich einen weiteren kleinen Synthesizer bei Twisted Electrons erworben - einen MEGAfm, ebenfalls auf einem alten Soundchip basierend - in diesem Fall ein 4 Operator FM Chip voller "beautiful dirt". Wann auch immer ich den anschalte und damit herumspiele, jedesmal kommen ein oder mehrere irgendwie erhaltenswerte Sounds mit eigenständigem Charakter dabei heraus.
In meinen aktuellen Musik-Projekten ist meist eine Kombination aus Logics Software-Instrumenten und meinen Hardware-Klangerzeugern im Einsatz, letztere eingebunden über das "External Instrument"-Plug-In. Ganz selten nutze ich auch meine Yamaha Pacifica E-Gitarre. Viel mehr Zeit als mit dem Aufnehmen neuer Musik verbringe ich derzeit aber mit dem simplen Spielen auf und mit den Instrumenten - auch mit meinen rein akustischen Instrumenten, einer tollen Djembe und einer schönen Cajon.
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